Auch, wenn Landwirte Tiere großziehen, um sie zu schlachten, liegen ihnen diese Tiere trotzdem am Herzen. So natürlich auch Hofheld-Bloggerin Friderike. Über eines ihrer Bullenkälber macht sie sich besonders viele Gedanken.

Friderike bloggt aus Niedersachsen über Käse, Kühe und Kinder.
Hallo ihr Lieben,
eine aufregende Snapchat-Woche liegt hinter mir und ich dachte, es wird mal wieder Zeit für einen neuen Blogeintrag.
Heute erzähle ich euch von meinem kleinen Otto. Der süße Kerl kam am 24.06.2017 zur Welt und war das 4. Kalb meiner Lieblingskuh Emilotta. Da Lottchen Probleme bei der Kalbung hatte, dachten wir, wir würden das Kalb nur noch tot zur Welt holen können. Es war eine Kalbung, die seit langer Zeit mal wieder, mit unserem Tierarzt stattfand.

Eigentlich dachte ich, dass wir Otto nur noch tot auf die Welt holen können. Foto: privat
Otto war zu groß und kam nicht so recht vorwärts. Als er dann draußen war -lebend, zum Erstaunen aller – bemerkten wir noch nicht, dass er eins seiner Beine nicht belasten kann. Wir stallten ihn in ein Iglu und als er nach einem Tag immer noch nicht alleine aufstand, stellten wir fest, dass er sein linkes Hinterbein nicht belasten kann beziehungsweise, dass es immer umknickt.

Otto hat einen irreparablen Sehnenschaden. Foto: privat
Der Tierarzt diagnostizierte einen irreparablen Sehnenriss. Otto stand nicht von alleine auf und wir mussten ihn immer stützen beim Saufen. Die Frage nach der Erlösung kam auf den Tisch: der Bursche hatte keine Schmerzen, konnte aber nicht alleine stehen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, es sei falsch, ihn jetzt schon gehen zu lassen. Er war quietschfidel, der Kopf war immer oben, die Augen so interessiert an der Umwelt.

Er war von Anfang an quietschfidel und sehr interessiert an seiner Umwelt. Foto: privat
Wir sperrten ihn in eine größere Box, um es uns zu erleichtern, ihn während des Trinkens zu halten. Dann plötzlich stand er mehrmals am Tag alleine auf, ging ein paar Schritte und legte sich wieder hin. Ich entschloss mich also, ihn leben zu lassen und ihm die Chance zu geben. Er machte sich gut wohnte erst bei den Kalbinnen und anschließend in seiner eigenen gruppe mit 4 Mädels.

Irgendwann durfte er dann in eine Gruppenbox umziehen. Foto: privat
Sein Bein versteifte sich und er fing an es zu belasten. Mittlerweile springt, läuft und hüpft er rum wie jedes andere Kalb, man muss ganz genau hinschauen um zu erkennen, dass ein Bein nicht richtig funktioniert.
Sicherlich gibt es auch kritische Meinungen dazu, aber Otto hat keine Schmerzen, er humpelt nicht den ganzen Tag durch die Gegend er geht ganz normal, frisst und tobt rum. Er steht nur manchmal ein bisschen windschief 🙂

Manchmal steht er eben etwas windschief 🙂 Foto: privat
Was mit ihm passiert? Er wird bald zum Ochsen, dann soll er noch etwas größer und letzendlich geschlachtet werden. Dieses Schicksal hätte ihn als gesundes Bullenkalb früher oder später auch ereilt. Wir müssen in der Realität bleiben: da sterben Tiere, damit wir Fleisch essen können.

Generell liegt mir Otto sehr am Herzen. Foto: privat
Ich wollte euch damit nur erzählen, dass uns unsere Tiere trotzdem am Herzen liegen. Es gibt immer wieder besondere Tiere und Situationen bei uns im Stall und Otto ist etwas ganz Besonderes.
Bis demnächst,
Eure Friderike
Was auf Friderike’s Hof sonst so los ist, zeigt sie Dir hier.